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von Native Instruments

Luis Vazquez aka The Soft Moon

Post-Punk Luis Vazquez spricht über seinen musikalischen Werdegang und die Native-Software in seinem Setup.

Der Post-Punk- und Industrial-Sound von Luis Vasquez alias The Soft Moon hat seit seiner selbstbetitelten Debüt-LP im Jahr 2010 weltweit Resonanz gefunden. Drei Alben später hat sich sein Stil weiterentwickelt – von einer Krautrock-infizierten Fusion zum aggressiven und direkten Distortion-Sound seines Albums „Criminal“ von 2018.

 

Vasquez stammt aus Oakland/Kalifornien, hat aber fast die Hälfte seiner Zeit als The Soft Moon in Berlin verbracht. Der stete Wandel der Stadt hatte dabei großen Einfluss auf sein Komponieren, veränderte aber auch die Art und Weise, wie er produziert und performt. Seine Zeit in Berlin schloss er mit einem Gig als Headliner im Berghain ab – nun ist er zurück in den USA. Zuvor jedoch verbrachte er noch ein wenig Zeit im La Distilleria Recording Studio in Italien, um einige neue Tracks für seine kommende LP einzuspielen.

 

Im Interview fragten wir Vasquez, warum er gerne in Italien aufnimmt, wie sich sein Sound über die Jahre verändert hat und wie er Software-Effekte wie CRUSH PACK in seine neuen Tracks einbaut.

Was hat dich nach Berlin gebracht? Und was waren deine ersten Erfahrungen?

Nach der Veröffentlichung meines zweiten Albums „Zeros“ waren die meisten meiner Auftritte in Europa. An diesem Punkt fühlte es sich richtig an, von Oakland nach Berlin zu ziehen – ein guter Ort für Kunst und Kreativität.

 

Warum bist du nun wieder in den USA? Und was kommt als Nächstes? 

Das hat persönliche Gründe. Es war der richtige Zeitpunkt, um nach sechs märchenhaften Jahren wieder nach Hause zu kommen. Ich kann jetzt auf meine Zeit in Berlin zurückblicken und alles einordnen. Es fühlt sich fast schon so an, als ob es mein Leben in Europa nie gegeben hätte. Was als Nächstes kommt? Eine neue Platte, damit ich wieder unterwegs bin und das mache, was ich am besten kann.

Du verbringst immer wieder Zeit in einem Studio in Norditalien. Was ist da los?

Bevor ich nach Berlin zog, wohnte ich neun Monate in einer Kleinstadt in der Nähe von Venedig. In dieser Zeit war ich vor allem mit meinem dritten Album „Deeper“ beschäftigt. Danach kam eine ungeplante zweiwöchige Europa-Tour als Support-Act von Depeche Mode. In dieser Zeit lernte ich Maurizio Baggio kennen, der dann der Soundengineer meiner Band wurde. Er hatte ein Aufnahmestudio namens Hate, und später das La Distilleria Recording Studio in Bassano del Grappa, wo er heute arbeitet. Früher hatte ich nur alleine produziert und es war mir zuerst ein wenig unangenehm, jemanden so nah an etwas heranzulassen, das für mich immer noch eine sehr persönliche Sache ist. Nachdem ich längere Zeit mit Maurizio zusammengearbeitet hatte, merkte ich, dass er meine Vision verstand. Wir hatten genügend Zeit zusammen auf Tour verbracht, um uns auf einer persönlichen Ebene kennenzulernen. Dann fühlte ich mich wohl genug, um mit ihm im Studio eng zusammenzuarbeiten.

 

Wie arbeitest du dort gerne? Wie nimmst du Demos auf? Hast du alles schon fertig im Kopf, oder gibt es noch Raum für Experimente?

Es gibt immer Raum für Experimente, aber auch einen Punkt, an dem man die ursprüngliche Idee aus dem Blick verliert. Diesen besonderen Moment, die Vision und das Feeling eines Stücks. Es braucht schon eine gewisse Reife, um zu wissen, wann es genug ist. In Bezug auf das, was ich mit ins Studio bringe, habe ich verschiedene Ansätze ausprobiert. Ich bringe gerne abgeschlossene Kompositionen mit, die nur noch ein wenig Bearbeitung, Re-Amping und zusätzliche Live-Percussion und Drums brauchen, damit ich dann mit meinen Vocals alles geben kann. Im Grunde brauche ich einen Ort, an dem ich laut sein kann. Für mein viertes Album „Criminal“ kam ich mit vielen Ideen ins Studio, die noch nicht fertig arrangiert waren. Ich hatte mir vorgenommen, den Großteil des Albums im Studio zu komponieren und weiterzuentwickeln. Zuvor hatte ich eigentlich alles in Wohnungen komponiert, in denen ich natürlich sehr eingeschränkt war. Deswegen brauchte ich unbedingt eine andere Herangehensweise.

 

Wie haben sich dein Sound und deine Produktionsweise während deiner Zeit in Berlin verändert? 

„Criminal“ ist mein viertes Album und das einzige, das ich komplett in Berlin aufgenommen habe. Mein erstes und zweites Album („The Soft Moon“ und „Zeros“) entstand noch in Oakland, die Songs für „Deeper“ habe ich in Venedig komponiert. Zu Beginn von The Soft Moon wusste ich nur wenig über das Aufnehmen mit DAWs und Techniken für die Produktion und das Mixing. Ich konnte nur meine Instrumente spielen – und habe die natürliche Gabe, Songs zu schreiben. Bevor ich zu Ableton wechselte, war ich es gewohnt, nur mit Hardware aufzunehmen – genauer gesagt mit dem digitalen Mehrspur-Recorder BOSS BR-900CD. Beim zweiten Album interessierte ich mich dann schon mehr für analoge Drum Machines und Synthesizer.

Du nutzt inzwischen auch Software-Effekte und Plug-ins. Wie genau setzt du sie ein und welche Learnings hast du daraus für dich gewonnen?

Als Power-User von Chorus, Tremolo, Phaser und Distortion habe ich vor Kurzem Mod Pack und Crash Pack in meine Plug-in-Sammlung aufgenommen. Eine Sache, die ich gerne mache: Ich transponiere fast alles runter, damit meine Sounds ein wenig seltsam und beunruhigend klingen. So bekommt dann auch eine ganz einfache Melodie etwas Schräges. Choral von Mod Pack liefert mir genau das, was ich suche, damit es zu meinem Konzept passt. Was ich nach einiger Zeit verstanden habe: Es gibt verschiedene Wege, mit Chorus zu arbeiten. Mal abgesehen von dem klassischen Chorus-Effekt kann man damit auch ein breites Stereobild erzeugen – eine Klanglandschaft.

 

Distortion nutze ich eher selten, aber der Effekt ist in den letzten Jahren wichtiger für meinen Sound geworden. Ich bekomme einfach nicht genug von Texturen. Sie sind ein wichtiger Teil meiner Musik, und das Crush Pack kam bei meinen neuen Aufnahmen sehr häufig zum Einsatz.

 

Deine Vocals klingen ziemlich einzigartig und haben ein breites Spektrum an Emotionen. Wie bearbeitest du sie?

Anfangs wollte ich meinen Gesang immer komplett verfremden – vielleicht weil ich dachte, ich hätte nichts Wichtiges zu sagen. Oder weil ich nicht wusste, wie ich meine Gefühle mit Worten ausdrücken soll. Mein erstes Mikro habe ich mir für 10 Dollar in einem Laden um die Ecke gekauft. Später habe ich natürlich mit einem SM58 weitergemacht. Aber inzwischen habe ich viele andere Mikros ausprobiert. Bei meinen letzten beiden Alben war ein Electro Voice PL95A die erste Wahl – ein dynamisches Mikro mit Nierencharakteristik aus den 1970er-Jahren. Ich kann mich damit direkt ans Mischpult stellen und singen, weil es kaum Übersprechungen gibt. Das ist wichtig für mich, weil ich mich in einer Gesangskabine immer zu isoliert fühle. Manchmal nutze ich im Studio für die Klangbearbeitung meiner Vocals Amp-Simulationen und mehrere Chorus-Effekte in derselben Kette. Dabei kombiniere ich Plug-ins mit Hardware-Effekten.

Deine Percussion klingt wie ein eleganter Mix aus Mensch und Maschine. Welche Drum Machines nutzt du am liebsten und wie bringst du sie in den Mix?

Mit Drums habe ich schon alles mögliche ausprobiert. Ich hatte nie nur eine einzige Herangehensweise, weil das schon immer ein Bereich war, der mir für meinen persönlichen Ausdruck besonders wichtig ist. 2008 bin ich auf Drum Machines umgestiegen – meine erste war die Alesis SR-16, für den Anfang perfekt. Sie klang so gut, dass ich sie auf meiner ersten Platte verwendet habe. Später habe ich mir eine LinnDrum, eine Roland TR-707 und eine Synsonics von Mattel gekauft – ich denke, dass sie ursprünglich als Spielzeug gedacht war. Alle drei kamen auf „Zeros“ zum Einsatz. Bei „Deeper“ habe ich den analogen Drum-Synth Tempest von Dave Smith genutzt – so hat sich mein Sound-Spektrum nochmals erweitert. Meine neueste Drum Machine ist die Vermona DRM1 MKIII – mit Abstand das bislang intuitivste Instrument für mich. Ich verpasse damit keinen einzigen kreativen Moment und kann sofort tolle Ideen entwickeln. Aber Drum Machines sind nicht alles. Das Layern von akustischen Drums, Percussion und Field Recordings spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. So bleibt meine Musik organisch: Mensch gegen Maschine.

Welches Equipment nutzt du für dein nächstes Release? 

Bevor ich ins Studio gehe, um die Musik auszuarbeiten, komponiere ich zu Hause mit einem eher einfach gehaltenen Workstation-Setup: Ableton Live, Allen & Heath ZED-10 Mixer, Apogee Duet 2 Audio-Interface, mehrere Bodenpedale (hauptsächlich Chorus, Flanger, Phaser und Delays), ein Dave Smith OB-6, MOOG Voyager, MOOG Subsequent 37, Vermona DRM1 MKIII, der analoge Drum-Synth Tempest, SM57/58-Mikros, diverse Latin-Percussion-Instrumente, eine Fender Jazzmaster Gitarre, ein Fender Precision Bass und ein Roland JC-120 Gitarrenamp. Im Studio in Italien nutzen wir ein SL6000 E Mischpult aus den 1980ern, zwei EVE Audio SC208 und zwei Yamaha NS-10M Studiomonitore, ein Electro-Voice PL95A Mikro für die Vocals zusammen mit Roland DEP 5 Vocal-Effekten, einen Korg MS-20 Synth für synthetische Drum-Sounds und einen großen Aufnahmeraum für akustische Drums und Metallobjekte.

 

Fotos: Yvonne Hartmann

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