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von Daniel Cole

DJ Luciano über sein Setup

Ein echter DJ-Globetrotter war in den NI in Berlin zu Gast, um mit uns über sein TRAKTOR-Setup zu sprechen.

Luciano genießt in der DJ-Szene einen legendären Ruf. Von den Clubs in Santiago de Chile über die Raves in Europa bis zur Residency auf Ibiza: Lucien Nicolet ist eine feste Institution der Clubkultur. In den späten Nullerjahren entschied sich Luciano, nicht mehr mit schwerer Plattentasche durch die Welt zu reisen, sondern fortan digital aufzulegen – mit TRAKTOR. Bei einem seiner letzten Besuche in Berlin schaute der schweizerisch-chilenische Produzent, DJ und Leiter des Künstlerkollektivs Vagabundos auch bei Native Instruments vorbei. Wir haben die Chance genutzt und uns sein Setup zeigen lassen.

 

„Im Studio habe ich mich immer am wohlsten gefühlt. Ich mag Dinge, die ich anfassen und spielen kann“, sagt Luciano zu seinem Setup. Haptik und Vielseitigkeit stehen im Mittelpunkt. Der Dreh- und Angelpunkt ist zwar ein MacBook Pro mit TRAKTOR, dazu kommen aber diverse Controller mit deren Hilfe er sein Set und die dazugehörigen Filter und Effekte spontaner gestalten kann.

 

Am sein MacBook hat Luciano zwei TRAKTOR X1-Controller angeschlossen, mit denen er die Tracks auswählt, überspringt, loopt und Effekte hinzufügt. Mit dem TRAKTOR F1 steuert er die Remix Decks. Als Audio-Interface nutzt er ein Apollo mit Firewire von Universal Audio, sein Mixer ist ein MODEL 1. Ein Kanal geht in den Pioneer RMX 100, vor allem für Effekte. An einem zweiten MacBook hängt die MASCHINE für Beat-Sequencing in Echtzeit, in Kombination mit dem Keinedelay TEIL1.

 

Im Interview spricht Luciano mit großer Begeisterung darüber, wie er auflegt, seine DJ-Philosophie, Erfahrungen und die Liebe zur DJ-Kunst. Die Veränderung ist allerdings ein integraler Bestandteil seiner Kreativität. Deswegen kann es gut sein, dass du ihn bei seinem nächsten DJ-Gig schon mit neueren und einzigartigeren Accessoires auflegen siehst.

Gib uns doch einen kurzen Überblick zu deinem Setup.

Das Herzstück ist TRAKTOR – mit vier Decks. Wenn es um Kreativität geht, denke ich immer zwangsläufig an ein Studio. In meinem nutze ich eigentlich alles: BATTERY, Schlagzeug, Percussion, Gitarren, Effekte … einfach alles.

Auf einem Kanal nutze ich Spuren, die eher im Bassbereich liegen. Das ist das Tolle an MODEL 1 in Kombination mit einem parametrischen EQ – hier kann ich mich mit Frequenzen, die mir wirklich gefallen und ungeschliffen sind, richtig austoben. In den anderen Spuren nutze ich ein Filter und mittlere Höhen – mit Shakern und anderen Sounds, die gut zusammenpassen. Auf dem anderen Deck liegen die eher melodischen Tools. Jetzt habe ich fast schon etwas ganz Neues kreiert. Darüber hinaus habe ich noch Remix Decks mit allen Percussion-Elementen und natürlich einem Filter.

Und ich nutze MASCHINE auf einem zweiten Computer. So habe ich noch mehr Möglichkeiten. Im Sommer 2019 hatte ich für 13 Wochen eine Residency in einem Club auf Ibiza – dieselbe Umgebung und viele Stammgäste. Da muss ich schon bei jedem DJ-Set etwas anderes machen. Mit MASCHINE werden viele Native-Libraries geliefert, die ich schnell bearbeiten kann – selbst im Flugzeug. Nach einer Weile kennt man ja alle Sounds, deswegen muss ich sie immer wieder austauschen können.

 

Bereitest du mit MASCHINE etwas im Voraus vor?

Ich bin Musiker und will MASCHINE als Instrument nutzen. Das gibt mir die Möglichkeit, wirklich live zu spielen. Man muss eine kreative und positive Einstellung haben, wenn man der Musik die richtige Energie geben will. Du kannst Loops und Rolls erzeugen, luftige Momente und Rauschen. Und mit Effekten erzeugst und verstärkst du die Energie. Ich nutze MASCHINE vor allem dann, wenn ich einen ganz einfachen, aber unglaublich groovigen Track spielen will.

Wie verwaltest du deine Tracks?

Ich versuche, meine Library so zu gestalten, dass ich mich in jeder Situation darauf verlassen kann. Als DJ ist man wie ein Chamäleon. Ich bin nicht als Techno-DJ bekannt, sondern als DJ. Ich kann auch am frühen Nachmittag auflegen und sechs Stunden Ambient spielen. Dann ziehe ich weiter und spiele auf einer anderen Party noch sechs Stunden Disco. Ich lege House und Electronica auf oder sogar akustische Musik, wenn ich Lust darauf habe. Dafür brauche ich eine Library, mit der ich alles machen kann.

Ich habe mir auch Notizen in den Libraries angelegt – zum Beispiel, ob sich die Tracks für den Warm-up eignen. Oder eher in ein Set passen, das sich langsam steigert. Ich bin auch darauf vorbereitet, wenn ich auf ein Festival komme und vor meinem Gig Peaktime-Techno läuft. Die Idee ist, an jedem Punkt übernehmen zu können und die Leute mitzunehmen.

 

Wie sieht es mit Ratings aus?

Du meinst die kleinen Sterne? Ehrlich gesagt mache ich das nicht oft. Ich brauche eher Beschreibungen. Einige Tracks sind einfach hotter als andere. Hier habe ich „morning music“ hingeschrieben, damit ich weiß, dass diese Tracks melodisch und softer sind. Hier steht „warm house“. Für mich bedeutet das: Opener. Und hier: „warm-up cool“, dann „warm-up crazy“ – softe Tracks, die aber ein bisschen verspult sind. So mache ich das seit Jahren. Dann gibt es noch perkussive Tracks und DJ-Tools.

 

Wie klassifizierst du das alles?

Ich höre mir die Tracks an – egal ob perkussiv, ohne Beats, nur Hi-Hats oder nur Melodie – und schreibe Stichworte dazu auf.

Mir ist aufgefallen, dass du die Library mit dem Trackpad durchsuchst – warum nicht mit dem X1?

Manchmal mache ich das. Wenn ich nicht weiß, nach welchem Track ich suche, nutze ich den X1. Ich weiß mehr oder weniger, wo ich die Tracks finde, aber ich achte auch mehr auf meine geschriebenen Kommentare als auf die Track-Titel. Auf Computern sind die Libraries heute so umfangreich – es kann schwierig sein, sich alles zu merken.

 

Nutzt du Stems?

Nein. Was ich hier (auf dem vierten Deck) nutze, sind Loops, die ich im Studio gemacht oder einer Live-Session entnommen habe. Ich sammle sie in diesem Ordner, lasse sie für mehr Punch mastern, und wechsle sie dann alle zwei Monate aus. Mir gefällt die Idee, mich selbst aus der Komfortzone holen. So habe ich immer neue Dinge zum Experimentieren. Früher habe ich ja mit Vinyl aufgelegt. Aber mit Platten auf Tour zu sein, fand ich irgendwann total nervig. Ich hatte schwere Cases dabei, und immer wieder gingen Platten unterwegs verloren. Und man muss auch immer wieder dieselben Platten spielen. Eine riesige Library hat den Vorteil, dass man für jedes DJ-Set etwas Einzigartiges hat. Mit Shazam lassen sich die Tracks nicht herausfinden, weil ich immer vier, fünf oder sechs Stücke kombiniere.

Nutze du ausschließlich externe Effekte?

Nein, ich habe auch Lieblings-Traktor-Effekte, die ich oft einsetze – zum Beispiel Delay. Und natürlich das Reverb. Für mich geht es beim Reverb darum, einen Raum zu schaffen und Tracks einen breiteren Sound zu geben. Dann füge ich Loops hinzu und nutze das Filter, weil das wie ein Mixing-Studio ist. Wenn man immer mehr Frequenzen ins Spiel bringt, musst man auch mal aufräumen. Ich arbeite an den Mitten und den Höhen, und dann suche ich einen Kompromiss – mit einem Percussion-Loop, der noch ein wenig Bass hat. Und dann räume ich noch ein bisschen mit dem Filter auf.

Außerdem habe ich das hier: Keinedelay TEIL1. Es ist sehr leicht zu bedienen und erzeugt einen Vibe. Das hat seit Jahren gefehlt – eine Firma, die ein spezielles Effektgerät für DJs baut. Ist dir schon mal aufgefallen, dass fast alle DJs Gitarren-Pedale nutzen? Die Idee dieser kleinen Effekte: Du kannst das Audiosignal durchschicken, ohne dass es übersteuert – es klingt sauber und fantastisch, wenn es durch den Master-Ausgang geht. Das ist eine Revolution.

Früher hatte ich das Eventide H9 im Einsatz und bin dann zu Pedalen gewechselt. Die sind fantastisch, sie haben dieses modulare Feeling: Du kannst sie ein- und ausstöpseln und auf diese Weise eine Effektkette bauen. Aber natürlich kannst du nicht all deine Pedale auf Tour mitnehmen. Dieser Bereich neben den Controllern ist also für meine Toys reserviert. Irgendwann hatte ich sogar mal einen kleinen Modularsynth dabei. Mein Traktor-Setup hat sich nicht groß verändert, aber alles andere – die Toys – versuche ich immer wieder zu tauschen.

 

Wie bleibt alles in derselben Tonart?

Ich nutze dafür kein besonderes Feature, sondern habe einfach ein Ohr drauf. Wenn ich eine Idee habe, setze ich den Kopfhörer auf. Ich mixe auch nie zwei Melodien zusammen, weil jede ihre eigene Geschichte erzählt. Ich will ihnen ein wenig Raum geben. Die Drums sind das Skelett, und die Melodie ist die Farbe.

 

Wie oft wechselt du während einem DJ-Set die Remix Decks?

Ständig. Ich habe dort Vocals, Edits und perkussive Elemente. Manchmal nutze ich von einem dieser Dinge einen bestimmten Teil, der dann in etwas anderes übergeht. Außerdem spiele ich in meinen Sets oft Sprachnachrichten meiner Freunde – in verschiedenen Sprachen und aus verschiedenen Ländern. Wir laden junge Leute dazu ein, Nachrichten und Gedichte zu schicken, und ich spiele sie dann in dem Land, aus dem sie kommen. Es geht darum, ein Statement zu machen – ich habe mal ein Zitat von Charlie Chaplin aus „Der große Diktator“ in meinen Sets genutzt, daher kommt diese Idee ursprünglich. Ich wollte mit den Leuten Verbindung aufnehmen und eine wichtige Message über die Freiheit mit ihnen teilen.

 

Luciano bei Spotify.

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