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von Peter Kirn

Entwickeln für sehbehinderte Anwender

So machen wir unsere Instrumente für alle zugänglich.

Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir bei Native Instruments das umfangreiche Feedback von sehbehinderten Anwendern direkt in den Entwicklungsprozess integriert. Daraus ergaben sich Vorteile, die weit über die reinen Produkte hinausgehen.

Um mehr darüber zu erfahren, wie Barrierefreiheit zu einem immer integraleren Teil des Entwicklungprozesses wird, haben wir mit den dafür zuständigen Menschen bei NI gesprochen: Carl Bussey (Senior Software Engineer), Tzipi Schindler (Product Owner), Alexander Stamm (Head of Education) und Matthieu Ranc (UX Designer).

„Unsere Kundschaft ist sehr vielfältig. Allein deshalb ist das Thema wichtig. Wir müssen uns anpassen, wenn wir noch mehr Menschen mit unseren Produkten ansprechen wollen“, sagt Tzipi Schindler. Für sie geht es bei der Suche nach möglichen Schwachstellen und Problemen nicht nur darum, neuen Usern den Einstieg so einfach wie möglich zu machen, sondern auch so viele Kunden wie möglich generell miteinbeziehen zu können. „Bei Native Access haben wir die grundlegendsten Dinge angefasst“, erklärt Schindler. Dies führte dazu, dass Vorgänge wie Installationen und Updates keine großen Hindernisse mehr sind – ganz egal welche Einschränkungen Kunden auch haben mögen. Native Access ist bereits für Screenreader und Kurzbefehle optimiert – die umfassende Unterstützung von macOS und eine erweiterte Integration unter Windows folgt in Kürze.

KOMPLETE KONTROL und NKS beinhalten Bedienhilfen, die sowohl mit Produkten von Native als auch mit denen von Drittanbietern genutzt werden können. Und an den KOMPLETE KONTROL Keyboards können auch sehbehinderte Anwender mit der Hardware interagieren. Sobald man die Hardware-Steuerungen einmal verinnerlicht hat, funktionieren diese Buttons und Regler mit allen NKS-fähigen Tools.

 

Das ist auch für NKS- und Content-Entwickler interessant. Sie können ihren Kunden Bedienhilfen bieten, ohne eigene Lösungen entwickeln oder testen zu müssen.

Das Streben nach mehr Barrierefreiheit ist nicht auf einzelne Produkte beschränkt: „Wir wollen einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen“, sagt Carl Bussey. Das Thema steht im gesamten Unternehmen auf der Agenda, „um das Verständnis für sehbehinderte Anwender in allen Teams zu verbessern“.

Und Matthieu Ranc fügt hinzu: „Wenn wir uns mit neuen Funktionen beschäftigen, wollen wir diesen Aspekt von Anfang an berücksichtigen.“ Die Bedürfnisse sehbehinderter Anwender werden schon beim Kick-off des Design-Prozesses mitgedacht. Auch eine hausinterne Community of Practice bespricht das Thema regelmäßig.

Bussey und Ranc weisen darauf hin, dass sie mehr und mehr Frameworks evaluieren, um die Barrierefreiheit weiter zu verbessern und auch die Bedienhilfen der Betriebssysteme zu unterstützen. Das geschieht zum Beispiel durch einen erweiterten Support des VoiceOver unter macOS, dem Windows Narrator und der Windows Speech API. Die erweiterte Unterstützung von Screenreadern wird in kommenden Veröffentlichungen von Software wie MASCHINE und KOMPLETE KONTROL bereits enthalten sein. Weil Apple und Microsoft diese Technologien bereits ausgiebig getestet haben, können MASCHINE- und KOMPLETE KONTROL-User eine umfassende Unterstützung erwarten.

Produkte für sehbehinderte Anwender zugänglicher zu gestalten, schließt auch die Kunden mit ein, die farbenblind sind. Mit Änderungen der Farbcodierung im Interface neuer Software wie MASSIVE X und weiteren Plug-ins, aber auch bei Hardware-Produkten wie dem TRAKTOR KONTROL F1.

Komplete Kontrol Access

Um all dies bewerkstelligen zu können, braucht es Feedback – auch von externen Gruppen und Organisationen. Der britische Technologieexperte Chris Ankin (Autor bei Sound on Sound und Home & Studio Recording) koordiniert das Forum und die angeschlossene Community KOMPLETE KONTROL Access für den Austausch von Wissen und Informationen unter sehbehinderten Musikern. Die Mitglieder haben den Produkt-Teams bei NI immer wieder wertvolle Infos geliefert, beide Seiten haben großes Interesse an einem offenen Austausch.

„Früher war Musik-Software mit Screenreadern schlecht zugänglich“, sagt Ankin. „Dank der neuen Bedienhilfen sind Blinde nun zum ersten Mal in der Lage, VST-basierte Software selbständig zu browsen, zu laden und zu editieren.“

KOMPLETE KONTROL Access liefert den Usern Informationen und Produktreviews, damit sie wissen, ob die NKS-Library, die sie kaufen wollen, für ihren Zweck auch wirklich gut gemappt ist. Ankin nutzt dies als Gelegenheit, den Entwicklern von Software und Sound-Content Feedback zu ihren Produkten zu geben: „Ich nehme mit den Entwicklern Kontakt auf und mache sie auf Mängel im NKS-Mapping aufmerksam, die blinde Menschen benachteiligen.“

Für Entwickler ist es dabei wichtig zu wissen, dass Ankin NI dabei geholfen hat, die Infos zur Barrierefreiheit für die NKS-Dokumentation weiter auszubauen – mit Empfehlungen für das Mapping der wichtigsten Parameter, „So können die Entwickler sofort erkennen, wie der bestmögliche Zugang für blinde User implementiert werden kann. Es ist eine Win-Win-Situation für alle, aber besonders für sehbehinderte Anwender, die einfach mehr von dem gekauften Produkt haben.“

NKS erweist sich als ein wichtiges Portal für Entwickler, die sich in diesem Bereich stärker engagieren wollen. Ankin verfolgt die Entwicklung mit wachsendem Interesse: „Seit zwei Jahren leiten Avid (Hersteller von Pro Tools)und Native Instruments ein Forum zum Thema Barrierefreiheit bei der NAMM. Es wird von der Industrie gut angenommen – ich habe von mehreren Teilnehmern gehört, dass es Entwicklern dabei hilft, sich für das Thema zu sensibilisieren und schon in der Entwicklungsphase über Barrierefreiheit nachzudenken. Das ist eine tolle Nachricht.“

Und mit den Veränderungen bei Native – zum Beispiel durch die Neuerungen in KOMPLETE KONTROL – wachsen auch die User-Zahlen bei KOMPLETE KONTROL Access: „Seit der Veröffentlichung der preiswerten A-Series und des M32-Keyboards hat die Gruppe neue Mitglieder“, sagt Ankin.

Es gibt einen regen Austausch zwischen Produkt-Teams bei NI und den Mitgliedern von KOMPLETE KONTROL Access. Die neuen Bedienhilfen bei Native Access basieren direkt auf User-Feedback, das Ankin zusammengetragen hat. So konnten das Produkt-Team und Product Owner Tzipi Schindler die erforderlichen Änderungen bei Native Access vorantreiben und diese mit einer Gruppe von Beta-Testern aus der KOMPLETE KONTROL Access-Community im Vorfeld des Releases  ausprobieren.

„Wenn der Zugang zu unserer Technologie verbessert wird, dient das nicht nur sehbehinderten Anwendern“, sagt Bussey. Diese Funktionen machen die Software besser für alle, wie die wachsende Popularität der gebotenen Features zeigt. Die Optimierung von Frameworks und der Integration, die Schaffung konsistenter visueller und greifbarer Schnittstellen und die Beseitigung von Hindernissen für den Einstieg bereichern das Bedienerlebnis für die gesamte Anwendergemeinschaft.

Und: Mehr Barrierefreiheit ermöglicht auch außergewöhnliche Musik. „Unter den sehbehinderten Komplete Kontrol-Usern gibt es viele fantastische Musiker. Es ist toll, ihre Arbeitsweise kennenzulernen und zu verstehen, wie sie unsere Produkte nutzen“, sagt Alexander Stamm.

Hier kannst du einige dieser Künstler und ihren Workflow kennenlernen – und erfahren, wie ihr Feedback diese Tools verbessert:

Interview mit Andre Louis über Keyboards

So hilft KOMPLETE KONTROL sehbehinderten Anwendern beim Produzieren

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