Die 1990er-Jahre waren geprägt von einem nicht enden wollenden Streben nach makelloser Klangtreue, Lautstärke und „Transparenz“: 192 kHz und 24-bit! Dolby Noise Reduction! Surround-Sound! Druckvolle Mixe! Mittlerweile stehen die Dinge anders. Es ging zurück zur warmen Intimität von Noise, Zischen, Schmutz und Brummen – eine radikale Hinwendung zu gedämpften Sounds, Verzerrung, digitalen Artefakten und all den anderen „Hintergrund“-Geräuschen, die Geräte mitunter von sich geben. Ein fast schon ironischer Trend in Zeiten, in denen das Imperfekte alles andere als „trending“ ist.
Von höhlenartigem Rauschen, wie es Moritz von Oswald und Mark Ernestus als Basic Channel) perfektionierten, über psychedelisches Bandgewirr (Boards of Canada) bis zu spektralen Klicks und Pops (Burial) – es scheint, als würden unsere Ohren wieder einmal von Audio-„Abfall“ verführt: Zerfall, Verzerrung, dumpfe Kanten und grobe Schnitte. Das Künstliche aus dem Mainstream bekommt Gegenwind.
Wir haben sieben der besten Tape/Lo-Fi-Effekt-Ensembles aus der Reaktor User Library zusammengestellt. Mit ihnen klingen Audio-Aufnahmen wärmer, können sie aber auch amtlich zerfetzen.
VHS Audio Degradation Suite
Eine Portion „Zeitgeist“ in der Reaktor User Library – die 1980er-Jahre feiern ja ständig Revival. VHS Audio Degradation Suite bietet reichlich Features und Bearbeitungsmöglichkeiten, einschlägige Presets wie „90s VHS Tape“ und „Vaporwave“ und die Möglichkeit, Rauschen auch dann zu erzeugen, wenn kein Eingangssignal anliegt.
Hier kannst du das Ensemble herunterladen.
Grungelator
Bei Grungelator dreht sich alles um Klicks und Pops. In der umfangreichen Filterbank-Sektion kannst du dein eigenes wirkungsvolles Filter-Profil entwickeln. Sein Schöpfer Kim Joris Boström sagt dazu: „Wenn ich meine alten Tonbandaufnahmen höre, klingen sie nicht weich und warm. Sie haben eine Atmosphäre, die ich mag, aber nicht reproduzieren könnte.“ Deswegen hat er Grungelator entwickelt.
Hier kannst du Grungelator herunterladen.
Tape Mate
Der Entwickler dieses Ensembles beschreibt es als „Crap Cassette Emulator“, aber Tape Mate liefert keinen Müll, sondern warme und kontrollierbare Emulationen von „ausgeleierten Kassetten und VHS-Bändern“. Stephen Reid ist ein großer Fan von Boards of Canada, und das hört man auch. Seine Kreation ist leicht zu bedienen und musikalisch kalibriert – kontrollierbares Bandzischen und Saturation im Handumdrehen. Die „Noise“- und „Wear“-Regler liefern weitere Klangmöglichkeiten.
Hier bekommst du das Ensemble.
Earsafe
Wenn du auf digitale Verzerrung und Artefakte stehst, kannst du mit EarSafe nach Herzenslust dithern. Mit diesem Ensemble verwandelst du Drums in Gameboy-Bleeps und bringst MP3-artiges Rauschen in deine Musik.
Hier kannst du EarSafe herunterladen.
Scream 4 More
In den Tiefen der Reaktor User Library haben wir diese Hommage an einen klassischen Software-Distortion-Effekt gefunden. Scream 4 More liefert das ganze Spektrum – von warmer und satter Kompression bis zu Tinnitus verursachendem Schrecken.
Hier kannst du Scream 4 More herunterladen.
Shortwave
Wenn du gerne Spionage-Funksprüche aus dem Kalten Krieg in deine Musik einbaust, bist du bei ShortWave genau richtig. Das Ensemble lässt Audiosignale wie auf Kurzwelle klingen und zählt mit Sicherheit zu den eigenwilligsten Kreationen der Reaktor-Community. Das kleine Tool kann nicht nur den Sound deiner 808 komplett verfremden. Es bietet auch Selbstoszillation und automatisch generierte Atmosphären und Ambient-Texturen.
Hier kannst du ShortWave herunterladen.
Crackle and Dust
Kontrollierbare, dynamische, randomisierbare und durchaus angenehm klingende Störgeräusche für Besitzer von REAKTOR 6. Auf Basis von Reaktor Blocks‘ „Bento Box“-LFOs erzeugt Crackle and Dust in Echtzeit subtiles, dichtes oder rhythmisches Rauschen und nutzt dafür bis zu vier separate Rauschgeneratoren.
Hier kannst du Crackle and Dust herunterladen.