Für die aktuelle Auswahl konnten keine Artikel gefunden werden.

von Native Instruments

Analog trifft Digital: Wie RIP Swirl seinen Sound mit MASSIVE X formt

„Natürlich kann ich noch Instrumentals rumschicken, Beats für andere bauen oder auch mal eine Session mit Abstand machen. Aber das Leben hat sich in den vergangenen Monaten schon sehr verändert, nicht nur weil alle DJ-Gigs wegfallen. Ich versuche, das positiv zu sehen. So habe ich wenigstens mehr Zeit für meine eigene Musik“, sagt Luka Seifert aka RIP Swirl.

Ein Statement, dass nicht besser in diese Zeit passen könnte. Denn seine neue EP „Hope U Are Well“ beweist eindrücklich, wozu der junge Producer fähig ist, wenn er nicht gerade mit und für Kean Farrar oder Mavi Phoenix arbeitet. Die sechs neuen Tracks öffnen den Blick auf eine stille Welt, in der die Melodien deep und die Beats einfach sind – eine Hommage an die Hochzeit der Elektronika der späten 1990er-Jahre, als an der Schnittstelle zwischen verhaltener Euphorie und Experiment ein ganz neuer Sound entstand, der damals wie heute keine Grenzen und Genre-Aufkleber kennt. Im Interview erklärt der Musiker seine Arbeitsweise, trennt klar zwischen Producer-Tum und Musiker-Dasein und erklärt die Melancholie zum obersten, wenn auch unbewussten Prinzip seiner eigenen Musik. Für MASSIVE X hat der Wahlberliner zwei exklusive Patches produziert. Zwei Patches die seinen Approach an die Musikproduktion kongenial widerspiegeln.

Wie ging das bei dir überhaupt los mit der Musik?

Ganz klassisch mit Klavier. Das habe ich als 5-Jähriger angefangen, bin damit aber nie so recht warm geworden. Mit 14 habe ich mir dann eine Gitarre gekauft und in Rock- und Metal-Bands gespielt, schließlich in einer Indie-Band. Je älter ich wurde, desto ruhiger wurde auch der Sound. In dieser Band habe ich mich dann auch zum ersten Mal überhaupt mit Elektronik beschäftigt – notgedrungen sozusagen: Wir fanden einfach keinen Drummer. Also fing ich an, Beats zu bauen. Ich merkte auch ziemlich schnell, dass es sich eigentlich ganz gut anfühlt, alleine Musik zu machen. Da tat sich für mich neue Welt auf. Dass das alles geht mit Ableton und ein paar Synths. Seit sechs Jahren mache ich jetzt mein Projekt. Erst als Luka und dann schließlich als RIP Swirl. Am Anfang waren es nur ein paar Tracks auf Soundcloud – die brachten mir aber 2014 gleich eine Show auf dem Melt-Festival. Das war eine ganz ordentliche Herausforderung (lacht)! Da begriff ich  aber auch, dass das einige Menschen zu interessieren scheint, was ich mache. Seit vier Jahren bin ich jetzt in Berlin. Ich fand schnell einen Musikverlag, es kamen immer mehr Anfragen rein, für andere Musikerinnen und Musiker Beats zu machen und sie zu produzieren. Ich fand das aus mehreren Gründen toll. Erstens hatte ich es auch ein bisschen vermisst, mit anderen zu arbeiten. Und zweitens konnte ich mich so auch in ganz anderen Genres ausprobieren.  

 

Gibt es für dich noch einen Unterschied zwischen Composer und Producer?

Das fließt – groß ist der nicht mehr. Ich fand es erstaunlich, dass einige Künstlerinnen und Künstler erwarten, dass ich die Instrumentals komplett schreibe. Einige haben ein paar Akkorde, andere ganze Songs, wieder andere einfach gar nichts. Je mehr ich mitarbeiten kann – auch als Songwriter bis hin zu den Vocals – desto mehr Spaß macht mir die Arbeit. 

 

Klassische Genres bedeuten heute ja ohnehin kaum noch etwas. Es mischt sich alles viel mehr. Da beweist du mit deiner eigenen Musik ja auch. Wie bewertest du diese Entwicklung?

Für mich ist das gut so. Ich mache eh immer das, was ich will. Wobei ich natürlich auch sehe, dass eine gewisse Kontinuität Hörerinnen und Hörer helfen kann, einen selbst besser einzuordnen. Aber es wird ja ohnehin mehr Musik gehört – mehr unterschiedliche Musik. Da passe ich dann gut rein. Ich merke jedoch, dass es einigen Künstlerinnen und Künstlern, durchaus Probleme bereitet, die seit jeher ganz klar mit einem Genre assoziiert werden. Der klassische R&B ist ein gutes Beispiel. Da spüre ich einen gewissen Stillstand.

Bevor wir zu deinen Patches für MASSIVE X kommen, mal ganz einfach gefragt: Wie arbeitest du, wenn du im Studio bist? 100 % in the box oder auch mit Hardware?

Letzteres. Ich habe schnell gemerkt, dass mir die Freude am Musikmachen verloren geht, wenn ich nur mit Ableton arbeite – und mir ein paar kleine Synths zugelegt. Einen echten Aha-Moment hatte ich beim OP-1 von Teenage Engineering. Ich fing an, die Sounds durch meine alten Effektpedale zu schicken. So findet man viel besser zu seinem eigenen Klang. Und wenn man mit anderen Leuten zusammenarbeitet: Es gibt doch nichts Langweiligeres, als ausschließlich nebeneinander am Laptop zu sitzen. Genau der Producer wollte ich nie sein. Ich setzte mich ziemlich intensiv mit Synths und Hardware auseinander und habe jetzt einen, wie ich glaube, guten Mix gefunden. Und mag auch Soft-Synths wieder gerne. MASSIVE X ist ein gutes Beispiel. Diesen Synth kann ich mir ganz nach meinen Vorstellungen hinbiegen, die Möglichkeiten sind endlos. Es ist aber auch wichtig, den Laptop ab und zu einfach mal zuzuklappen und – wie ich das mache – den alten Vierspur-Rekorder von Tascam rauszuholen. Kann man ja später alles wieder sampeln. 

Was fasziniert dich an MASSIVE X besonders? Es ist ein echtes Monster.

Total. Meine Vorgehensweise bei neuem Equipment ist eigentlich immer die gleiche: keine Anleitung lesen und einfach machen. Wenn man schon zu viel weiß, vermeidet man die Fehler, die Sounds erst so richtig interessant machen. Die Details kommen später. MASSIVE X unterstützt meine Arbeitsweise wunderbar. Man kann sich im Interface im besten Sinne des Wortes verlieren. Und dann entstehen Dinge, die gar nicht wirklich planbar sind. 

 

Das kleine 1×1 der elektronischen Musik: Man muss die Maschinen auch einfach mal machen lassen.

Ganz genau.

 

Dann sprechen wir konkret über die Patches. Sie passen perfekt zum Sound deiner neuen EP. Man wird sofort ergriffen von einer gewissen rauschigen Flauschigkeit. 

Ich fange eigentlich immer mit einer Sinuswelle an – generell. Bei mir im Studio laufen alle Synths auf dem Mischpult auf. Ein Ausgang geht in Richtung Sound-Karte, ein anderer in meinen Tascam 4-Spur. Was ich hinterher wieder digitalisiere. Ich bin schon fasziniert von Noise. Also habe ich bei den Patches auch sehr intensiv mit dem Noise Generator von MASSIVE X gearbeitet. Ich liebe diese spezielle Art von lush pad sounds. Ein sachter Lowpass drauf, damit die Höhen nicht zu präsent sind, und dann läuft das in der Regel. Teil der Patches ist auch ein Phaser. Ohne diesen Effekt kann ich selten.

MASSIVE X Worflow-Tipp Mit dem 1.3 Update wurde die Funktionalität der Noise Section in Massive X erheblich erweitert. Neben klassischen Noise Sources wie White, Pink und Red kann man nun aus 50 verschiedenen Fieldrecordings und Natursounds auswählen. Einfach auf den Namen unterhalb des Level Sliders klicken und sich von so unterschiedlichen Kategorien wie „Environments“, „Machines“ oder „Beings“ inspirieren lassen.

Was macht den Noise Generator so einzigartig?

Das ist schon meine Lieblings-Komponente. Verschiedene Noise-Arten zu mischen, gibt es vergleichsweise selten in Soft-Synths. Hier kommen sowohl White als auch Pink zum Einsatz. Ich bin ein großer Fan von Pink Noise. 

 

Noise ist ein gutes Stichwort, weil: Der Weg von Noise im Speziellen zum Sound im Allgemeinen ist vorgezeichnet. Ästhetisch gesprochen: Worauf kommt es dir sowohl in deiner Musik, als auch hier exemplarisch in den Patches besonders an?

Das ist schon eine gewisse Melancholie. Ich bin eher nicht der Typ für happy sounds, auch wenn ich mir darüber noch nie wirklich Gedanken gemacht habe. Es ist eher eine Erkenntnis der letzten Jahre und passiert nach wie vor unbewusst. Ich arbeite nicht ergebnisorientiert. Also das totale Gegenteil zu meiner Arbeit als Produzent, wenn Musikerinnen und Musiker mit klaren Vorstellungen kommen. Dabei muss etwas Konkretes herauskommen. Bei meinen eigenen Tracks kann ich diese Vorgaben vollkommen ausblenden. Und für mich ist das eigentlich der wichtigste Teil beim Musikmachen. Es ist egal, ob das veröffentlicht oder irgendwie verarbeitet wird. Es geht um den Prozess als solchen. Ich will mich bei meiner eigenen Musik nicht immer damit auseinandersetzen müssen. Wofür ist das, was mache ich damit. Ja, Musik ist mein Job, aber eben auch mein einziges Hobby.

MASSIVE X Workflow-Tipp Die Noise Sources können auf unterschiedliche Weise abgespielt werden. Klickt man auf das Notensymbol in der Noise Section so kann man zwischen einer festen Tonhöhe wählen die durch den Pitch Knob ausgewählt wird, oder aber das Key Tracking aktivieren und kann so die Noise Source chromatisch über die Tastatur spielen. Darüber hinaus kann im Voice Menu zwischen den Modi Free, Restart und One Shot auswählen. Besonders Noise Sources aus der Kategorie „Transients“ profitieren davon wenn sie als One Shot abgespielt werden!

Du stellst der NI-Community jetzt zwei Patches hin. Wie ist dein generelles Verhältnis zu Presets?

Ach, ich bin eigentlich schon Fan. Gerade wenn man sich noch nicht so gut mit der Hardware oder dem Soft-Synth auskennt, helfen einem Presets dabei, sich zu orientieren. Und etwas Eigenes daraus zu machen, ist ja nicht schwer. Man kann zum Beispiel immer mehrere Presets layern und so schon einen ganz eigenen Charakter formen. Ich würde nicht empfehlen, das allererste Preset zu nehmen und das in den Mittelpunkt eines Tracks zu stellen, aber es gibt viele Wege und Mittel, sich selbst einzubringen. Ob es nun ein Vierspur-Rekorder ist oder Gitarren-Pedale. Ich bin Fan von externen Geräten.

Lade hier RIP Swirls Patches für MASSIVE X runter.

RIP Swirl. What’s next?

Ich arbeite an meinem Album, was ich gerne noch dieses Jahr veröffentlichen möchte. Das nächste Projekt ist aber mein Band-Projekt „Birthday“. Ich hab das gerade gemischt und ready to go. 

RIP Swirl, Hope U Are Well, ist auf Public Possession erschienen.

Ähnliche Artikel

Cookies

Wir verwenden Cookies, um unsere Website für dich benutzerfreundlicher zu machen. Cookies werden zum Beispiel verwendet für Werbung, Analyse-Tools oder Social Media.

Cookies verwalten

Mehr Informationen über Cookies