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von Native Instruments

Die ungezähmten Klänge von Animals and Synthesizers

So erweckt Instagram-Sensation Tomer Baruch seine Kreationen zum Leben

Federn, Hörner, piepsende Töne, wilde LFOs – wenn dir auf Instagram schon einmal Animals And Synthesizers über den Weg gelaufen ist, weißt du Bescheid, was dich hier erwartet. Mit seiner Kombination aus Archivmaterial von Naturfilmen und einer ideenreichen Palette fremdartiger Synth-Klänge entwirft der Account einen neuen Soundtrack zur Tierwelt. Dessen zuweilen drolliger, häufig surrealer Charakter hat dem Urheber Tomer Baruch 32.000 treue Anhänger seit Beginn Ende 2017 beschert. Da Native-Synths wie MASSIVE und MONARK im Zentrum seiner Produktion stehen, haben wir uns gedacht, wir klopfen bei ihm an und unterhalten uns mit ihm über seine Kreationen.

Wie bist du zu Sound-Design und Soundtracks gekommen?

Als Jugendlicher war ich in der “Demoszene” aktiv, das ist ein weltumspannendes Netzwerk von Nerds, die code-basierte Videoclips erstellen, die Visuals, Algorithmen und Musik vereinigen. Für solche Videos hab ich die Soundtracks gemacht, mit einem uralten Sequenzer namens “Impulse Tracker”. Inzwischen mache ich Soundtracks professionell, und Animals and Synthesizers ist für mich eine Art Nebenprojekt.

 

Wie bist du dazu gekommen, den Animals and Synthesizers-Account anzulegen?

Das erste Video habe ich vor etwa drei Jahren gemacht. Ich bin durch Zufall auf ein irrrres Video von National Geographic gestoßen mit so einer Art leuchtend gelben Raupe, die einer fürchterlich orangen Eidechse über den Rücken lief. Die ganze Szene schien so surreal und so fern der Realität, dass ich dachte, ich müsse ihr einfach einen Soundtrack geben, dann wäre die Sci-Fi-Atmo, nach der sie schrie, komplett. Also hab ich das in etwa ein paar Stunden fabriziert und auf meinem eigenen Account gepostet, und die Leute waren ziemlich begeistert, also hab ich noch ein paar mehr mit dieser Art Stimmung erstellt und schließlich diesen eigenen Account eingerichtet.

Wie sind die Reaktionen?

Es hat eine Weile gedauert, bis der Account wahrgenommen wurde, aber es kam ein Punkt, da ging ein Chamäleon, das ich vertont hatte, viral (dem abgefahrenen Sound-Art-Instagram-Account @powland.tv) sei Dank), und seitdem habe ich jeden Monat einen recht konstanten Zufluss neuer Follower. Bislang scheinen die Leute das Ganze sehr positiv aufzunehmen, das ist schön!

 

Kannst du mit uns den typischen Ablauf beim Erstellen eines Videos durchgehen? Wie findest du die originalen Clips? Wie entscheidest du dich für einen konkreten Sound? Geschieht das durch Ausprobieren, oder hast du schon einen Sound im Kopf? Wie lange dauert es normalerweise, bis ein Clip fertig ist?

Die überwiegende Mehrheit der Original-Clips finde ich auf Instagram. Ich folge vielen Accounts über Tiere und einigen Hashtags mit Tierbezug, und so erscheinen viele Videos einfach in meinem Feed. Manche Videos finde ich auf anderen Plattformen (Facebook und dergleichen), und manche werden mir von irgendwelchen Leuten zugeschickt, mit einem Kommentar wie: “Das musst du machen!”. Ich lade diejenigen herunter, von denen ich denke, die funktionieren mit Musik am Besten, und bunkere sie auf meiner Festplatte. Wenn ich dann mal einen Moment Zeit habe, geh ich sie durch, bis ich einen finde, der mich inspiriert. Ich fange mit der Arbeit an einem Video erst an, wenn ich eine ziemlich klare Vorstellung davon habe, was ich machen will. Das heißt nicht, dass ich den genauen Sound im Kopf habe, aber doch das generelle Thema / die Struktur / die Beziehung zwischen Bewegung und Sound, und dann spiele ich damit herum, bis es passt.

Ich glaube die am schnellsten gingen hab ich in weniger als einer Stunde erstellt, und die längsten haben sich über einen gewissen Zeitraum an mehreren Tage verteilt. Die langen sind manchmal komplexer, was die Produktion angeht und dauern einfach deshalb länger, aber oft brauchen sie länger weil ich schlicht nicht mit dem Ergebnis zufrieden bin und ich immer wieder von neuem anfange, an ihnen etwas zu verändern.

Was für Werkzeuge verwendest du, um die Sounds zu erzeugen? Wie sieht dein Setup aus?

Als DAW nutze ich Reaper, dann verwende ich ein paar kleine Analog-Synths, die ich habe (Moog Sirin, Korg Monologue, Korg Volca Keys, eine Handvoll Casio-Keyboards usw. …), ich verwende ein paar Soft-Synths (Massive, Monark, TAL-U-NO-LX, Dexed und ein paar andere) und wenn ich etwas Komplexeres brauche, Supercollider. Ich hab mit all dem ein kleines Studio, aber viele dieser Animals and Synthesizers-Videos mache ich tendenziell auf Reisen und dann hab ich nur meinen Laptop und Kopfhörer, und darum sind Soft-Synths sehr praktisch.

 

Im Breakdown-Video zum Cecropia Moth-Soundtrack arbeitest du mit Massive-Layern, um einen ziemlich komplexen Sound zu konstruieren – warum hast du dich bei dieser Aufgabe für Massive entschieden?

Massive ist der wandlungsfähigste Synthesizer, den ich habe, darum verwende ich ihn oft. Speziell bei diesem Video hab ich versucht, eine interessante Sound-Transformation zu erzeugen, die mit dem Flügelschlag des Falters korrespondiert; etwas Komplexeres als lediglich einen Filter auf- und zuzumachen oder etwas in der Art. Dabei hab ich die Makro-Regler-Funktion von Massive eingesetzt, mit der man einen Makro-Parameter multiplen Synth-Attributen zuweisen kann, jeweils mit unterschiedlicher Stärke / Skala und verschiedener Richtung, was bedeutet, dass eine einzige Parameter-Änderung (von Hand der Flügelschlag-Phase des Falters angepasst) den Sound des Synths in einer beinah widersprüchlichen Weise beeinflussen kann, und damit einen Sound erzeugt, der ein bisschen ungewohnt ist, anstatt etwas, wo man sagen kann, “ah ich weiß, was hier passiert”.

Deine Videos haben etwas sehr Magisches an sich – was meinst du, weshalb synthetische Sounds so gut zu Naturaufnahmen passen?

Nun, alle lieben offensichtlich Synthesizer, und so manche mögen auch Tiere, darum wüsste ich keinen Grund, warum nicht beides zusammenpassen sollte.
Außerdem gibt es so viele Tiere, von denen sich viele ganz eigenartig bewegen oder verhalten oder so aussehen, und darum denke ich, wenn man elektronische Klänge über ein etwas “unnatürlich” wirkendes Tiervideo legt, bringt das dieses Seltsame so richtig zur Geltung.

 

Dürfen wir annehmen, dass du ein Fan von Naturdokus bist? Hast du da Favoriten?

Ich bin definitiv ein Fan, und die umwerfendste Naturdoku, die ich je gesehen hab, war Blue Planet II (dt.: Unser Blauer Planet II) von der BBC. Ein Muss! Daraus hab ich sogar einen Clip neu vertont.

Irgendwelche Kollaborationen mit David Attenborough in Planung?

Oh, das wäre fantastisch… Im Ernst, wenn das jemand liest, der ihn kennt, bitte schickt ihm den Link!

 

Hast du ein Lieblingstier oder -lebewesen (und warum)?

Ich liebe alle Kinder Gottes gleichermaßen. Außer Mücken, das sind bösartige Kreaturen, mit denen muss Schluss sein.

 

Was kommt als Nächstes bei Animals and Synthesizers?

Ich arbeite gerade an einer audiovisuellen EP, die aus Langfassungen einiger der Animals and Synthesizers-Postings bestehen wird. Die dauert etwas länger als ich gedacht hatte, aber ich hoffe, sie kommt noch diesen Sommer!

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