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von Chandler Shortlidge

So findest du eine Booking-Agentur

Darren James-Thomas von FMLY erklärt, worauf es ankommt.

Wenn man sich um alle Aspekte des Musikerdaseins selber kümmern muss, bleibt oft zu wenig Zeit für das Wesentliche: die Musik selber. Beispiel Gigs oder Tourneen. Die zu organisieren bedeutet viel Arbeit und mitunter hohes finanzielles Risiko. Für diesen Job gibt es Booking-Agenturen, wichtige Partner auf dem Weg zum Erfolg. Wir haben mit Darren James-Thomas, dem Chef der renommierten Agentur FMLY, gesprochen und geklärt, worauf du bei der Wahl der Agentur achten solltest und welche Vorteile es für dich hat, mit einem Booker zu arbeiten.

Gute Booker haben den notwendigen Durchblick und die Erfahrung, um deine Liveshows sowohl strategisch als auch wirtschaftlich betrachten zu können. Und natürlich ein großes Netzwerk an Kontakten, um dich in die passenden Venues zu buchen. Denn wo du spielst und wer an diesem Abend neben dir noch auf dem Line-up steht, ist mitunter wichtiger als die Höhe deiner Gage – zumindest am Anfang deiner Karriere.  Aus diesem Grund kann eine gute Booking-Agentur einen Künstler „aufbauen und durchstarten lassen“, sagt Darren James-Thomas.

Er arbeitet seit mittlerweile 18 Jahren in der Musikindustrie. Vor seiner Zeit als Booker war er bei EMI Records, Sony BMG und Live Nation im Marketing tätig. Danach stieg er bei Elite Music Management in das Booking-Geschäft ein und gründete vor acht Jahren zusammen mit einem Partner schließlich die FMLY Agency in Brighton. Aktuell gehören zum Roster zum Beispiel DJ Koze, Waajeed, Matthew Herbert, Butch, Session Victim und The Golden Filter. Bei FMLY kümmert man sich sowohl um DJ-Gigs als um Live Acts – auch das komplette Management von Künstlern gehört zum Angebot.

Darren James-Thomas

In den vergangenen Jahren hat sich das Geschäft grundlegend gewandelt. Früher galt: Künstler kommen erst bei guten Booking-Agenturen unter, wenn sie bereits erfolgreich sind – sonst lässt sich einfach kein Geld mit ihnen verdienen. Heute ist das nicht mehr so, sagt James-Thomas. „Ich nehme auch Künstler unter Vertrag, die uns am Anfang zwar noch nichts einbringen, aber so gute Musiker sind, dass sie meiner Meinung nach irgendwann durchstarten werden.“ Dieser Strategiewechsel hat zum Teil auch damit zu tun, dass es heutzutage viel mehr Booker gibt – und einen regelrechten Wettbewerb, den Konkurrenten vielversprechende Talente vor der Nase wegzuschnappen: „Du musst sie früh ins Boot holen.“ Es gibt jedoch grundlegende Unterschiede zwischen DJs und Band – und wie sie agieren sollten, auch in Bezug auf Booking-Agenturen. 

 

DJs, empfiehlt James-Thomas, sollten zu Beginn ihrer Karriere fast jeden Gig annehmen – in der Bar um die Ecke, kleinen Clubs oder beim Festival eines Kumpels. Hauptsache, du sammelst Erfahrung und triffst gleichgesinnte Künstler. „Geh zu Gigs von DJs, die in deiner Stadt spielen und adde sie in den Sozialen Netzwerken. Aber sei kein Stalker“, fügt er lachend hinzu. „Sei einfach du selbst.“ Mit anderen, erfahreneren DJs in Kontakt zu sein, wird dir nicht nur mehr Gigs einbringen. Sie haben bestimmt auch Booking-Kontakte und können dir Tipps geben, wen du ansprechen und wann du den nächsten Schritt machen solltest.

 

Genau wie DJs müssen auch Bands ein unterstützendes Netzwerk gleichgesinnter Musiker finden. „Ich habe viel mit einem Kollektiv von Live-Musikern hier aus Brighton zu tun – seltsamerweise stammen sie aber alle aus Essex. Ein Jazzmusiker, eine Lo-Fi-Projekt und eine Punkband – sie klingen ganz unterschiedlich, sind aber Freunde und in den selben Kreisen unterwegs.“ Wenn so ein Kollektiv von sich reden macht, verbreitet sich das weiter und erreicht irgendwann die aufmerksamen Ohren eines Bookers. Der wichtige Unterschied zwischen DJs und Bands liegt laut James-Thomas darin, wie oft eine Band auftreten sollte. Während DJs so viele Gigs wie möglich wahrnehmen sollten – selbst wenn sie immer mal wieder vor einer Handvoll Zuhörer spielen – können schlechte Gigs manchen Bands wirklich schaden.

„Was du nicht machen solltest: Vor zehn Leuten in London auftreten. Es spricht sich herum, dass niemand da war. Du musst also wählerisch sein“, empfiehlt James-Thomas.

Natürlich müssen Bands nicht nur häufig proben, sondern auch jedes Konzert ernst nehmen, schließlich weiß man nie, wer im Publikum ist. „The Great Escape ist bei mir gleich um die Ecke, dort spielen unzählige Bands – ein permanentes Showcase. Manchmal sehe ich dort Acts, die ich gar nicht auf dem Schirm hatte, und bin komplett begeistert von ihnen. Und wenn ihr das Glück habt, eine dieser Bands zu sein, ist das großartig. Seid einfach dafür bereit, dass euch jeder sehen kann.“

Bands und Künstler, die Sozialen Netzwerken kritisch gegenüberstehen, werden froh darüber sein, dass eine große Zahl von Followern heute nicht mehr so wichtig ist wie früher. Sie bedeutet nicht zwangsläufig auch gute Ticket-Verkäufe oder eine große Fanbase: Facebook-Freunde kommen und gehen. James-Thomas betrachtet die Sozialen Medien eher als „Sammelalbum“ der größten Errungenschaften von Bands und DJs – ihre wichtigsten Interviews, Gigs oder Releases. Diese Archiv zu pflegen, ist jedoch enorm wichtig. Wenn ein Booker nach einer Show mehr über dich wissen will und sich auf deinem Profil nicht schnell informieren kann, könnte er denken, dass du nicht besonders aktiv bist. Die Interaktion mit anderen Künstlern – vor allem erfolgreichen – zeigt einer Booking-Agentur auch, dass du in der Szene aktiv bist und Leute kennst. Trotzdem: Bleib immer natürlich. „Wenn Bands und DJs online mit bestimmten anderen Künstlern im Austausch sind, ist das eine gute Sache.“

Natürlich helfen Soziale Netzwerke dabei, Künstler bekannt zu machen. James-Thomas arbeitet zur Zeit mit einem Künstler zusammen, dessen Musik auf Spotify millionenfach gestreamt wird. Doch wegen Spotifys anonymen Charakter – die meisten Streams wurden durch Playlists erzielt, die eher als Hintergrundmusik dienen – ist der besagte Künstler immer noch weitgehend unbekannt und schwierig zu booken. Hier können Soziale Medien den Zusammenhang herstellen. Wenn du ein aufstrebender Produzent bist, der nach einer Booking-Agentur sucht, um Gigs zu bekommen, kann es also nicht schaden, deine Social-Media-Präsenz auszubauen.

Sobald dein Profil groß genug ist oder du Eindruck bei den richtigen Leuten hinterlassen hast, kannst du damit rechnen, dass sich Booking-Agenturen bei dir melden. Aber bis es soweit ist, brauchst du trotzdem noch Gigs. Es mag zwar naheliegend erscheinen, deinen besten Freund mit dem Booking zu beauftragen, doch das erweist sich nicht immer als gute Idee: „Es gibt so viele Leute, die von ihren Freunden gemanagt werden – ohne Plan”, sagt James-Thomas. Nicht vergessen: Die Booking-Agentur bekommt 20 % der Gage. Das bedeutet im Zweifel: noch weniger Geld auf dem Konto, gerade dann, wenn die Gigs sowieso rar sind. Aus diesem Grund empfehlen James-Thomas und andere Agenten, sich am Anfang selbst um das Booking zu kümmern. Auf diese Weise sparst du nicht nur Geld, sondern lernst auch die richtigen Leute kennen, die dich auf Tour möglicherweise mit einem qualifizierten Booker zusammenschalten.

„Wenn Künstler ihre Gigs selber klarmachen, bauen sie eher eine Beziehung zum Club oder einem Promoter auf. Und es kommt immer wieder vor, dass Promoter und Clubs sich bei uns melden, wenn ein Künstler auf der Suche nach einer Agentur ist.“

Sobald sich Booking-Agenturen melden, sollte man laut James-Thomas wissen, was zu vermeiden ist. Vertrauenswürdige Agenten werden dir zum Beispiel keinen Vertrag vorlegen. „Wenn jemand gleich mit einem Vertrag ankommt, solltest du als Newcomer lieber abwinken“, sagt James-Thomas. Und wenn dir ein Booker Versprechungen macht, die zu gut klingen, um wahr zu sein, dann sind sie das mit ziemlicher Sicherheit. „Niemand kann dir irgendwas versprechen“, meint James-Thomas. „Auch ich nicht.“

Kurz gesagt: Bei der Suche nach einem guten Booker geht es darum, jemanden mit derselben Wellenlänge zu finden. Und mit einer weiteren Eigenschaft: „Wir sind sehr ehrlich und direkt – das kommt gut an und zahlt sich aus.“ Doch es kommt auch auf das richtige Timing an. Sobald du selbst einige Gigs klargemacht hast, musst du dich nicht sofort vom erstbesten Booker unter Vertrag nehmen lassen. Warte lieber noch ein halbes Jahr, bis du noch bekannter bist und mehr vorzuweisen hast. In dieser Zeit wirst du neue Leute kennenlernen, dein Gespür für das Business schärfen und am Ende wirst du den passenden Booker finden.

James-Thomas empfiehlt außerdem, sich über den zukünftigen Weg der eigenen Karriere Gedanken zu machen. Eine gute Booking-Agentur wird eng mit dir zusammenarbeiten wollen, damit du deine kreativen Ziele erreichst. Wenn also Techno dein Ding ist und immer sein wird, dann passen Booking-Agenturen, die auf Techno-DJs spezialisiert sind, auch am besten zu dir. Sie haben Kontakte zu den richtigen Clubs und Festivals und wissen genau, wie sie dich zur richtigen Zeit vor ein passendes Publikum bringen – und stellen gleichzeitig sicher, dass du angemessen für deinen Gig bezahlt wirst. Also leg dich weiterhin in Zeug – und wenn der richtige Booker deinen Weg kreuzt, weißt du, was zu tun ist.

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