Sarah Debnam ist Beatmakerin, Vinyl-Liebhaberin und YouTuberin. Auf der Video-Plattform dokumentiert sie seit einigen Jahren ihre Erfahrungen als Produzentin mit MASCHINE – ihrem Lieblings-Instrument. Auch auf ihrer Webseite „No Quantize“ dreht sich alles um das Beatmaking, aber auch darum, wie man sich selbst als Marke etablieren kann. Sie will andere inspirieren und gleichzeitig ihr eigenes musikalisches Können weiter entwickeln.
Sarah Debnam (alias Sarah, the !llstrumentalist) wuchs als Einzelkind in Raleigh im US-Bundesstaat North Carolina auf – und begeisterte sich schnell für den souligen Motown-Sound. Ihr Onkel brachte ihr das Keyboardspielen bei. Bereits in der sechsten Klasse spielte sie in einer Jazzband und lernte Gitarre, Bass und Schlagzeug. Später ging sie in New York aufs College, um mehr über die Musikindustrie zu lernen. Nach Praktika in Aufnahmestudios und im Bereich Marketing bekam sie schließlich Jobs bei den Musik-TV-Sendern MTV und VH-1.
Nachdem sie das College abgeschlossen hatte und nach Raleigh zurückkehrt war, lernte Debnam den Instrumentalisten Kaytranada kennen. Sein Ansatz beim Beatmaking war eine große Inspiration. Mit MASCHINE als Beatmaking-Tool tat Debnam es ihm schnell gleich und begann damit, ihre Erfahrungen als Produzentin in Videos auf YouTube zu dokumentieren. Mehr als 47.000 Menschen haben ihren Kanal mittlerweile abonniert – auf ihrer Webseite „No Quantize“ pflegt sie den Austausch mit der Community.
Warst du schon immer ein Vinyl-Junkie?
Ich liebe Vinyl. Das ist wahrscheinlich ein Grund dafür, warum ich überhaupt mit dem Beatmaking angefangen habe. Zuerst hatte ich vor, EDM zu produzieren, merkte dann aber, dass ich richtig gut im Sampling bin – mit meinem Plattenspieler von Audio Technica. Wenn ich unterwegs bin, mache ich mich sofort auf die Suche nach Vinyl. Jede Stadt hat ihren ganz bestimmten Sound. Selbst wenn eine Platte nur drei oder vier Dollar kostet, betrachte ich sie als wertvolles Souvenir – schließlich hat irgendjemand in seinen jungen Jahren Zeit damit verbracht.
Ich finde es viel cooler, etwas Handfestes zu besitzen. Deswegen nehme ich lieber Vinyl mit nach Hause und lasse mich davon überraschen – positiv oder negativ – als einfach online zu gehen und Musik auf YouTube zu entdecken.
Denkst du als Crate-Diggerin, dass Vinyl eine Zukunft hat?
Wegen der Popularität der Boom-Bap-Community steigen die Verkaufszahlen wieder, aber manche Plattenläden bleiben einfach auch so, wie sie sind. Manche Crate-Digger suchen gezielt nach bestimmten Künstlern und Produzenten – ich lasse mich dagegen eher von meinen Gefühlen leiten, das macht mir einfach mehr Spaß. Auf meinem Wunschzettel stehen Reisen nach Brasilien und Japan – oder Frankreich, um französischen Jazz aus den 1970ern zu finden.
Mit welchen Beatmaking-Tools hast du angefangen?
Als erstes kaufte ich mir einen Akai MPK25 Keyboard-Controller, der auch ein paar Pads hat. Ich hatte gehofft, dass die Pads so gut sind wie bei einer MPC, aber leider fühlen sie sich eher billig an. Deswegen ging ich zu Guitar Center und entdeckte dort MASCHINE.
Ich war sofort begeistert – MASCHINE war erschwinglich und ganz anders als andere Drum-Maschinen. Ich habe zwar mehrere Instrumente gelernt, war aber nie besonders gut darin. Also dachte ich: Wenn ich schon in dieses Gerät investiere, dann muss ich auch die werden, die es am besten bedienen kann.
War das die Geburt von Sarah, The !llstrumentalist?
Ich habe mich richtig reingekniet, um alle Funktionen dieser Beat-Maschine zu lernen, und mir dafür als Herausforderung eine Frist von 30 Tagen gesetzt. Damit hat alles angefangen. Seitdem habe ich mir angewöhnt, jeden Tag Beats zu machen, und parallel dazu Filme, Videos und Designs. So ist diese kreative Mischung entstanden.
MASCHINE hat mich am Anfang schon gefordert, aber sie bietet alles, was man zum Produzieren benötigt. Sobald man gelernt hat, damit zu arbeiten, braucht man nichts anderes mehr. Viele nutzen MASCHINE ja mit einer DAW, aber für mich ist das nicht wirklich notwendig. Es ist alles an Bord, und man kann sich auf das Zusammenspiel zwischen Software und Hardware konzentrieren.
Hast du auch eine MASCHINE MIKRO?
Ja – sie ist perfekt für unterwegs, aber auch für Einsteiger, die noch nie zuvor Beats gemacht haben. Wenn ich Expansions und Instrumente lade, kann ich innerhalb von fünf Minuten einen Beat machen. Trotzdem bevorzuge ich die MK3 mit all ihren zusätzlichen Features.
Als Musikerin, die mit Samples arbeitet, kann ich ganz frei mit meinem Material umgehen und muss dabei nicht auf den Computerbildschirm schauen. MASCHINE ist wie meine Nabelschnur [lacht]. Neulich habe ich bei ein paar Songs E-Bass gespielt und die einzelnen Noten dann mit MASCHINE gesampelt.
In deinem Studio hat sich inzwischen einiges Equipment angesammelt. Steht MASCHINE beim Produzieren trotzdem im Mittelpunkt?
Ich habe ein klassisches Bedroom Studio, das mittlerweile aber tatsächlich voller Equipment ist. MASCHINE nutze ich täglich, aber auch andere Hardware. Zum Beispiel den Roland SP-404SX Sampler, einen Moog Sub Phatty und INSTRUMENT 1 von Artiphon – eine MIDI-Gitarre mit Keyboard-Funktion. Außerdem habe ich den Organelle von Critter & Guitari – einen richtig coolen Synth, in den man viele Sounds laden kann.
Dazu kommen zwei MIDI-Keyboards von M-Audio, eins mit 61 und eins mit 32 Tasten, und das KOMPLETE KONTROL A25. Zum Aufnehmen nutze ich ein MacBook Pro und ein Scarlett, ein Audio-Interface von Focusrite.
Mixt du deine Tracks in MASCHINE oder exportierst du sie in eine DAW?
Ich mache alles in MASCHINE. Lediglich die fünf bis zehn Sekunden Stille, die am Ende von Tracks gelassen werden, editiere ich in Logic Pro.
Ich versuche alles so einfach wie möglich zu halten. Ich komponiere für eine Firma namens Epidemic Sound – und mache meine Beats so, wie sie in meinen Ohren am besten klingen. Von der Firma kommt Input, auf welche Frequenzen ich beim Mixen achten soll. EQs verwende ich aber nicht so, wie viele andere – nämlich nicht visuell, sondern eher nach Gehör – ich nutze die sechs oder acht Drehregler der MASCHINE und höre einfach zu. Ich will in MASCHINE mixen, ohne dabei auf andere Dinge zurückzugreifen.
Wie gesagt – ich habe mir vorgenommen, an der MASCHINE die beste zu werden. An diesem Punkt trat alles andere in den Hintergrund und ich halte auch hartnäckig daran fest: Das ist mein Workflow, und er funktioniert für mich. Ich liebe die Sample-Packs, die MASCHINE bietet, und nutze auch die Libraries von Epidemic Sound. Oder ich sample mich selbst, sample das dann mit dem SP-404 und lade dann alles wieder zurück in MASCHINE.
Du hast aber auch ein eigenes Sample-Pack am Start: Lo-Fi Spaceship Sounds Volume One.
Ich habe einfach ein paar Sounds mit dem Artiphon INSTRUMENT 1 gemacht. Wenn ich ein Instrument oder VST in MASCHINE geöffnet habe, kann ich mit dem Artiphon wunderschöne Akkorde spielen. Die zerlege ich dann und mache ein Sound-Pack daraus.
Manchmal nehme ich auch Basslines mit meinem Moog Sub Phatty auf. Oder ich sample lustige Sprüche von Kollegen und Freunden. An anderen Tagen nehme ich Field Recordings auf – Münzen in einer Tasche oder Gabeln und Löffel.
Mein Sound-Pack kostet nur drei Dollar, weil es mir als Musikerin nicht gefällt, dass Sound-Packs bis zu 30 Dollar kosten. Ich freue mich darüber, dass Lo-Fi Spaceship Sounds bei den Leuten so gut ankommt. Und zur Zeit mache ich ein neues Sample-Pack.
Dein YouTube-Channel ist schnell populär geworden. Was ist sein Hauptzweck?
Zunächst wollte ich auf dem Kanal einfach meinen eigenen musikalischen Weg dokumentieren. Zu Beginn hatte ich nur MASCHINE und habe meine Erfahrungen geteilt. Als ich die Roland SP-404 Workstation gekauft hatte, machte ich am nächsten Tag ein Video darüber und erklärte den Zuschauern, warum ich mich für dieses Gerät entschieden hatte. Später dann stieß ich auf die Plug-ins von Goodhertz. Sie haben meinen Workflow verändert und auch das habe ich in einem Video erklärt. Ich denke, dass sich der Channel inzwischen vor allem darum dreht, was ich immer wieder Neues entdecke.
Und du konntest den Kanal mithilfe von Markensponsoring ausbauen?
Eine Kollegin von mir hat ihren Job aufgegeben, um sich komplett auf YouTube zu konzentrieren. Das wusste ich zuerst gar nicht, bis sie es mir dann erzählt hat. Sie machte Technik-Reviews und hat mir dann gezeigt, wie sie durch Sponsoring und Partnerprogramme mit anderen Brands zusammenarbeitete. Da kam ich auf die Idee, das ebenfalls zu versuchen und meine Kontakte noch zu erweitern – und sie waren tatsächlich dafür aufgeschlossen.
Ich werde auch nicht aufhören, mir neues Equipment zu besorgen. Wenn du als Musiker zu Geld kommst, solltest du es nicht für Klamotten und Autos ausgeben. Investiere es lieber in dich selbst und in Equipment. Das hilft dir, mehr Musik zu machen.
Deine Website heißt „No Quantize„. Was steckt hinter dem Namen?
Mein YouTube-Kanal startete im September 2016, die Webseite habe ich dann zu meinem Geburtstag im März 2018 online gestellt – anlässlich der Veröffentlichung meines ersten Beat-Tapes „Conversations“. Der Auslöser war, dass ich beim Geschirrspülen ein Beat-Tape gehört habe und toll fand, dass die Beats nicht quantisiert waren. Plötzlich dachte ich: Warte mal, das ist ein toller Name! [lacht].
Weil ich auf YouTube als Beatmakerin bekannt bin, war ich mir sicher, dass mein Publikum verstehen würde, was mit „No Quantize“ gemeint ist. Und jetzt ist es Teil meiner Marke.
Fotos: Shanita Dixon
Entdecke Sarah, The !llstrumentalists Webseite „No Quantize“: https://noquantize.com. Hier der Link zu ihrem YouTube-Kanal Sarah2ill: https://www.youtube.com/Sarah2ill.