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von Angus Paterson

Grundlagen: Musik-Publishing

Was sind Publishing-Rechte und wie nimmt man sie in Anspruch?

Deine Musik kann auf vielerlei Weise veröffentlicht werden. Egal ob dein Track als MP3 erhältlich ist, auf Vinyl in einem Plattenladen verkauft wird, digital auf Spotify gestreamt, im Fernsehen ausgestrahlt oder von DJs auf Festivals aufgelegt wird: All diese Szenarien kannst du monetarisieren – mit Publishing-Rechten. Wenn du deine Tracks also veröffentlichen willst, solltest du nicht nur an den Vertrieb und Verträge denken, sondern dich auch mit dem Musik-Publishing beschäftigen.

 

Im Grunde geht es bei diesem Thema um das Eigentum und das Urheberrecht an der Musik, die du komponierst – und erst dann die aufgenommenen Tracks selbst. Rechtliches Know-how hat dabei für dich als Musiker großen Einfluss auf die verschiedenen Möglichkeiten, mit diesem Urheberrecht Einnahmen zu generieren. Oft vertritt ein Musikverlag stellvertretend für dich diese Rechte – und sorgt dafür, dass du bezahlt wirst, sobald deine Kompositionen aufgeführt, im Radio gespielt, online gestreamt oder vervielfältigt werden. Diese Einnahmen werden mit Aufführungsrechte und Vervielfältigungsrechte eingespielt – und sind unabhängig von den Einnahmen über die Master-Rechten, die du an deinem Label einräumst.

 

Musik-Publishing ist im Digital- und Streaming-Zeitalter zwar wichtiger denn je, wird aber oft missverstanden – selbst von erfahrenen Produzenten. Philip Mortlock ist „Creative Director“ und Inhaber von ORiGiN Music Publishing und seit 20 Jahren im Musikverlagswesen aktiv. Er weist darauf hin, wie wichtig es für Künstler ist, sich in diesem Bereich auszukennen. „Ich glaube, es gibt Wissenslücken. Songwriter müssen sich mit Musik-Publishing und Copyright intensiver auseinandersetzen. Gerade für junge Musiker ist das wichtig. Nur so können sie ihre Musik auch verwerten und Einnahmen erzielen. Wer nicht lernt, mit den vorhandenen Systemen zur Registrierung neuer Werke und zum Schutz des Urheberrechts umzugehen, lässt sich die Chance entgehen, in einer Branche mit guten Zukunftsaussichten zu profitieren.“

 

Mach dich schlau über das Copyright

„Musik-Publishing lässt sich vielleicht am besten als ‚Copyright-Management‘ beschreiben“, sagt Mortlock. Das Urheberrecht an Musik ist eine Form des geistigen Eigentums – ähnlich einem Patent oder einer Marke. Es wird für deine Musik gewährt, sobald sie aufgenommen oder in Notenform festgehalten wurde. Das Urheberrecht an deinen Tracks umfasst das Recht, sie zu vervielfältigen, zu verbreiten oder aufzuführen und daraus abgeleitete Musikwerke zu kreieren.

 

So kannst du Einnahmen erzielen

Es gibt mehrere Wege, über deinem Urheberrecht Einnahmen zu erzielen. Die traditionellste Form sind mechanische Tantiemen, die so genannten Mechanicals. Sie werden bei der Vervielfältigung deiner Musik auf physischen Tonträgern wie CDs und Vinyl, aber auch beim Verkauf von MP3s und WAVs fällig.

 

Eine weitere wichtige Kategorie sind die Tantiemen für die Wiedergabe deiner Musik im Rundfunk, im Fernsehen und bei digitalen Streaming-Diensten. Zu dieser Kategorie zählt auch die Wiedergabe deiner Musik an Konzertorten – und wenn du deine Musik dort live spielst.

 

Ein wichtiger Aspekt der Monetarisierung sind die so genannten Sync-Lizenzen. Sie spülen Geld in die Kasse, wenn dein Track als Soundtrack verwendet wird: in der Werbung, in TV-Sendungen oder Filmen, in Videospielen, auf YouTube oder in anderen Formen der Drittverwertung.

 

Mortlock verweist auf Streaming-Plattformen wie Spotify als die derzeit größte Wachstumsquelle. „Zwar wird das Einkommen hier als vergleichsweise niedrig angesehen, das Streaming ist aber im Begriff, zum Mainstream des Musikkonsums zu werden. Wir erleben gerade einen tiefgreifenden Wandel – sowohl was das Hören von Musik betrifft, als auch die Art und Weise, wie man mit Musik Geld verdient. Für mich ist das eine neue Herausforderung, und ich finde sie sehr spannend. Wir wollen alle, dass unsere Musik gehört wird, und dies ist ein klarer und direkter neuer Weg, dies zu ermöglichen.“

 

Wie verwalte ich das Copyright meiner Tracks?

Der erste und wichtigste Schritt ist die Registrierung bei einer Verwertungsgesellschaft. Sie sorgt dafür, dass du für die Nutzung deiner Musik bezahlt wirst, und sammelt die Einnahmen für dich. Egal ob dein Track im Radio gespielt, von einem DJ aufgelegt oder in einer TV-Werbung verwendet wird – die Verwertungsgesellschaft stellt sicher, dass du dafür Tantiemen bekommst.

 

Jedes Land hat eine eigene Verwertungsgesellschaft – alle sind international vernetzt und arbeiten zusammen. In den USA gibt es vier große Verwertungsgesellschaften: SESAC, ASCAP, BMI und die vergleichsweise neue GMR, in der man lediglich auf Einladung Mitglied werden kann, sich also nicht an Newcomer richtet. In Großbritannien ist die PRS die wichtigste Organisation, in Deutschland die GEMA und in Australien die APRA.

 

Bei der Verwaltung des Copyrights deiner Tracks hast du zwei Möglichkeiten. Entweder trittst du der jeweiligen Verwertungsgesellschaft selbst bei und verwaltest dein Copyright in Eigenregie. Oder aber du unterschreibst bei einem Verlag, der sich um alles kümmert und die Mitgliedschaft in der Verwertungsgesellschaft für dich abwickelt.

 

Der britische DJ und Produzent Simon Huxtable hat sich für sein eigenes Label ASTIR Recordings dazu entschlossen, die Dienste eines Verlags in Anspruch zu nehmen, um ihm in allen Belangen des Urheberrechts seines neuen Projekts zu helfen.

 

„Ich habe für mein Label einen Vertrag mit dem Verlag Black Rock abgeschlossen – ich kenne die Leute und vertraue ihnen. Aber es gibt natürlich auch viele andere Verlage, mit denen man arbeiten kann. Es lohnt sich, zu recherchieren – wie bei allem im Leben.“

 

Wonach solltest du achten? Tipps von Industrie-Experten

Mark Lawrence ist CEO der Association for Electronic Music (AFEM) – einem Berufsverband, der die Interessen der Clubmusik-Industrie vertritt und sich seit langem für Musiker einsetzt, die dem Publishing mehr Aufmerksamkeit schenken.

 

„Viele Elektronikproduzenten wissen gar nicht, dass sie eigentlich Songwriter sind. Sobald du das verstanden hast, kannst du für Dinge bezahlt werden, für die das Label nichts bezahlt. Es ist wichtig, diesen Punkt von Anfang an zu verstehen, denn dort wartet eine ganze Maschinerie auf dich. Und in manchen Fällen bezahlt die mehr, als es ein Label kann. Als Songwriter solltest du Mitglied bei einer Verwertungsgesellschaft werden, um Royalties für deine Songs zu bekommen, und auch einen guten Publisher haben, der deine Einnahmen maximiert. Achte darauf, dass alle Tracks vor der Veröffentlichung registriert und alle Autorenanteile geklärt sind, bevor du dein Demo an ein Label schickst. Im Grunde solltest du darauf hinarbeiten, ein vertrauenswürdiges Team um dich herum aufzubauen, das mit Verträgen, Rechten, Verlag, Lizenzierungen etc. Erfahrung hat. Und lerne die Feinheiten der Branche kennen, bevor du nach einem Manager suchst. So kannst letztendlich wirklich mit jemandem arbeiten, der wirklich zu dir passt. Man kann in dieser Branche Geld verdienen, du musst aber auch deinen Teil der Arbeit leisten. Auf einen Glücksfall wartet man lieber nicht.“

 

Alex Drewniak leitet die Stockholmer Management-Agentur BC DGTL, die für Künstler wie Jeremy Olander arbeitet. Er leitet auch Olanders Label Vivrant und hat für ihn einen Publishing-Deal mit Warner/Chappell für die USA ausgehandelt. Drewniak hat auch schon Künstler betreut, die bereits bei Verlagen unter Vertrag waren – aber offenbar das Kleingedruckte nicht gelesen hatten. Er rät er zur Vorsicht und Sorgfältigkeit, wenn es darum geht, bei einem Verlag zu unterschreiben.

 

„Mein wichtiger Tipp: Lass dich nicht vom Geld blenden, mit dem dich der A&R eines  Verlags lockt. Wenn du als Produzent oder Songwriter einen gewissen Erfolg und dir einen Namen gemacht hast, bekommst du vielleicht eine E-Mail von ihnen. Ich würde dir aber raten, der Versuchung zu widerstehen. Es ist zwar schmeichelhaft und bringt dir auch ein wenig Geld ein. Du solltest aber wissen, dass es – wenn überhaupt – nur einen sehr geringen Mehrwert gibt, den ein Verleger dir im Austausch für das, was du aufgibst, bieten kann. Vielleicht wird dir gesagt, dass deine Tracks bei den Leuten, die über die Musik für lukrative Werbespots entscheiden, gut ankommt. Oder dass es für dich fast unmöglich sei, deine Tantiemen auch in kleineren Ländern mit mehr oder weniger obskuren Streaming-Diensten einzusammeln. Das stimmt nicht. Der Vertrieb von Musik wurde in den letzten 15 Jahren demokratisiert, und dasselbe gilt für die Möglichkeit, deinen eigenen Katalog zu verwalten. Service-Anbieter wie CD Baby, Songtrust und Tunecore, die als einfache Vertriebe begonnen haben, bieten inzwischen auch Verwaltungsverträge für Künstler an, die es erlauben, 100 Prozent der Rechte zu behalten – anstelle der typischen Co-Publishing-Vereinbarungen, die auch bei Major-Labels üblich sind. Bei diesen Verwaltungsverträgen bekommt man zwar keinen Vorschuss, gibt aber auch kein Rechte auf. Und sie sammeln die Tantiemen genauso ein wie große Verlage.“

 

In Hinsicht auf die Platzierung deiner Musik in der Werbung und ähnlichen Bereichen weist Drewniak darauf hin, dass es auch möglich ist, dies selbst in die Hand zu nehmen. „Sag deinem Manager, dass er sich ins Zeug legen soll. Nimm Kontakt zu Produktionsfirmen und Werbeagenturen auf und bring deine Musik dort selbst unter. Das ist natürlich mit Arbeit verbunden, aber es wird dir mehr einbringen, als wenn du bei einem Major-Label unterschreibst und dann darauf wartest, mit deiner Musik in der nächsten Pepsi-Werbung zu sein.“

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