Zugegeben: GUITAR RIG 5 PRO wurde ursprünglich zur Klangbearbeitung für Gitarristen entwickelt. Nüchtern betrachtet, ist es allerdings ein extrem vielseitiges und leistungsstarkes Effekt-Rack, mit dem du nahezu jeden Sound erzeugen kannst, den du dir vorstellst. Neben den mitgelieferten Amps und Cabinets bietet es dir 54 Effekte, die weit über die gängigen Gitarren-Basics hinausgehen. Dynamic Tube Prozessoren, verschiedene Optionen zur Modulation und individuelle Multi-Effekte sind nur einige der vielen Möglichkeiten, die dir zur Verfügung stehen. Wir zeigen dir sechs kreative Wege, wie du das Maximum aus GUITAR RIG 5 PRO für dein Sound Design herausholst.
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Fette Kick Drums mit Oktaver
Wenn deine Kick ein wenig schwach auf der Brust ist und der nötige Punch fehlt, ist Oktaver genau das Richtige für dich. Hör dir die folgende Roland TR-909 Kick.wav an. Sie ist unbearbeitet, kurz und knackig, aber im Low-End-Bereich fehlt im Vergleich zu guten, modernen Kicks das nötige Etwas. Wir zeigen dir, wie du das ändern kannst.
Zuallererst deaktivieren wir die Gate-Funktion von GUITAR RIG 5 PRO. Das ist äußerst wichtig, wenn du mit Sounds arbeitest, die nicht von einer Gitarre stammen. Das Gate filtert das Grundrauschen einer Gitarre, hat aber auch Auswirkung auf die Klangcharakteristik von Drums – sie wirken dann ein wenig dumpf(er). Klicke oben auf den leuchtenden Gate-Button, um die Funktion abzuschalten. Nach dem Deaktivieren merkst du deutlich, wie die Attack der Kick (wieder) zum Tragen kommt. Gleichzeitig schlägt der Input ins Rote aus. Stell den Fader auf -12 dB, somit hast du noch genügend Headroom, um zu arbeiten.
Aktiviere jetzt den Oktaver und füge ihn zum Rack hinzu, indem du unter Components > Pitch > Oktaver einen Doppelklick ausführst. Der Oktaver dupliziert das Input-Signal und pitched es je nach Einstellung um 1-2 Oktaven nach unten. Mit den Reglern Oct1 und Oct2 kannst du die Lautstärke der gepitchten Signale einstellen. Dreh beide Regler nach unten und du hörst die ursprüngliche Kick. Teste jetzt verschiedene Einstellungen, bis du eine für dich ausgewogene Balance von Volumen und Punch erreicht hast.
Knackige Snare Drums dank Reverb und Noise Gate
Auch hier bleibt das eigentliche Gate deaktiviert. Aber: Gate ist nicht gleich Gate. Das Noise Gate von GUITAR RIG 5 PRO ist beispielsweise extrem nützlich für jegliche Nicht-Gitarren-Sounds. Ein Reverb auf eine Snare und ein schnelles Cut-Off der Hallfahne mit einem Gate ist ein altbekannter Studio-Trick. Es verleiht dem Ganzen Charakter und das gewisse Etwas. Mit GUITAR RIG 5 PRO kannst du verschiedene Reverbs ausprobieren und im Handumdrehen die unterschiedlichsten Effekte und Stimmungen erzeugen.
In unserem Beispiel verwenden wir die klassische 909 Snare.wav und packen das Traktor Reverb aus der Reverb-Sektion dazu. Ein cooler Effekt, aber der Nachhall ist deutlich zu lang. Den Size-Parameter lassen wir dabei wie gehabt, denn weniger Size bedeutet eine andere Klangcharakteristik – genau das wollen wir nicht. Stattdessen fügen wir das Noise Gate zum Rack hinzu (Components > Dynamics > Noise Gate) und verwenden folgende Settings: Threshold -15 dB, Hold 0.11 s, Attack 0.1 ms und Release 0.021 s. Hör dir das Resultat an: Die Snare ist jetzt deutlich knackiger und lebendiger als zuvor. Noch nicht ganz zufrieden? Probier dich durch die verschiedenen Reverbs und du wirst feststellen, dass alle ihren ganz eigenen Charakter haben.
Distorted 808 mit dem Hot Plex Amp
Amps können simple 808-Subs in komplexe Harmonie-Monster verwandeln – vorausgesetzt man übertreibt es nicht 😉 Nehmen wir die Anti Eight.wav, eine klassische 808-Style Bassline, die wir mit einem MASSIVE X Preset erstellt haben. Füge nun Hot Plex aus der Amplifier-Sektion zum Rack hinzu (Components > Amplifier > Hot Plex) und die Bassline hört sich gleich schön dreckig an. Der Low-End-Bereich wird aktuell jedoch noch durch das Cabinet gefiltert. Das wollen wir nicht und daher deaktivieren wir es. Drücke hierzu den Power-Button innerhalb des Matched Cabinet-Moduls oben rechts. Alternativ kannst du das Cabinet auch komplett aus dem Rack entfernen.
Das Resultat klingt schon ziemlich fett. Wenn du möchtest, kannst du noch ein wenig das Dry-Signal untermischen. Hierzu benötigen wir den Split-Effekt (Components > Tools > Split). Zieh ihn ins Rack und pack den Hot Plex mit einem einfachen Drag-and-drop in die Split B-Sektion. Mit dem Crossfader kannst du nun zwischen Dry- und Wet-Signal mischen, bis du zufrieden bist.
Grain Delay sorgt für psychedelische Drum-Breaks
Das Grain Delay ist ein mächtiges Tool, wenn es darum geht, eine gewisse Dramatik zu erzeugen. Wir beginnen mit dem Sample Break.wav und fügen direkt unser Grain Delay hinzu (Components > Special FX > Grain Delay).
Probier jetzt ein wenig mit dem Pitch und dem Dry- und Wet-Regler herum, während das Sample spielt. Ergebnis: ziemlich trippige Sounds. Noch interessanter wird es jedoch, wenn du das Ganze automatisierst. Ergänze das Rack nun um einen LFO (Components > Modifier > LFO), indem du ihn direkt auf das Grain Delay ziehst. Stell die Rate auf 3.35 Hz und dreh den Size-Regler des Grain Delays ganz runter. Als Resultat erhalten wir flippige Pitch-Shifting-Effekte. Je nach Gusto kannst du das Ganze mit dem Density-Regler noch weiter modulieren.
Formant Filter lässt deine Keys singen
Anderer Modifier, gänzlich andere Anmutung: Als Ausgangssound wählen wir die Keys.wav und packen den Formant Filter drauf (Components > Filter > Formant Filter).
Stell nun den Sharp-Parameter auf 44 und Size auf 78. Öffne und schließe nun den Talk-Regler nach Belieben, während das Sample spielt. Diesen manuell erzeugten Wah-Wah-Effekt kannst du anschließend mit einem Modifier auch einfach automatisieren. Füge dazu den Analog Sequencer zum Rack hinzu und zieh die Box mit der Aufschrift “Analog Seq” via Drag-and-drop auf den Talk-Regler des Formant Filters. Stell anschließend die Resolution des Sequencers auf 1/16-Noten. Dadurch kannst du für jede 1/16-Note eines Taktes einen anderen Talk-Wert einstellen. Verwende dazu einfach die Fader im unteren Bereich des Analog Sequencers und tob dich nach Lust und Laune aus. Falls dir das noch nicht genügt, kannst du zwischen zwei Filter-Algorithmen wählen, indem du auf den Type-Button des Formant Filters klickst. In unserem Fall verleiht das dem Sound zusätzlich eine gewisse Klarheit.
Wabernde Dub-Techno Stabs mit dem Quad Delay
Dub-Techno Heads aufgepasst: Anchor Minor.wav ist ein grooviges Pattern, das wir mit dem gleichnamigen MASSIVE X Patch erstellt haben. Ein einfacher und effektiver Loop, den wir mit nur wenigen Effekten grundlegend verändern können. Beginnen wir mit dem Ring Modulator und fügen ihn zum Rack hinzu (Components > Special FX > Ring Modulator). Den Unterschied hörst du sofort. Für unseren Geschmack ist das jedoch noch ein wenig zu schnell für das Ausgangsmaterial. Dreh deshalb den Freq-Regler so weit nach unten bis aus dem eher perkussiven Stab wabernde Soundwaves werden.
Zu guter Letzt fügen wir das Quad Delay hinzu (Components >Delay & Echo > Quad Delay). Den Effekt hörst du auch hier wieder sofort: dubby Techno-Flavour. Das Delay ist standardmäßig nicht synced. Je nach Bedarf kannst du das in den Expert-Settings des Quad-Delays ändern. Klicke hierzu auf den nach unten zeigenden Pfeil und aktiviere Tempo Sync. Mit dem Tempo-Regler kannst du nun das Tempo festlegen.